Emotionale Funktionen
Im Screening erfolgt durch den Einsatz spezifischer Fragen zunächst eine erste Einschätzung darüber, ob beim untersuchten Patienten im Bereich der emotionalen Funktionen ein Problem vorliegt. Legt die Screening-Untersuchung den Verdacht einer bestehenden Störung nahe, so wird für eine weiterführende Diagnostik ein Psychologe hinzu gezogen. International validierte und standardisierte Befragungsinstrumente kommen hierbei zum Einsatz.
Patientenbefragung
Screening
Durchführung: Der Patient beantwortet im Screening folgende Fragen:
„Wie oft fühlten Sie sich im Verlauf der letzten zwei Wochen (seit Ihrem Unfall) durch die folgenden Beschwerden beeinträchtigt?“
1) Wenig Interesse oder Freude an Tätigkeiten
2) Niedergeschlagenheit, Schwermut oder Hoffnungslosigkeit
3) Nervosität, Ängstlichkeit oder Anspannung
4) Nicht in der Lage sein, Sorgen zu stoppen oder zu kontrollieren
Der Patient gibt seine Einschätzung anhand folgender Antwortoptionen ab: (1) Überhaupt nicht, (2) an einzelnen Tagen, (3) an mehr als der Hälfte der Tage, (4) beinahe jeden Tag
Bei Patienten mit Verletzungen der Hand wird zudem noch folgende Frage gestellt, die vom Patienten mit „Ja“ oder „Nein“ beantwortet wird:
5) „Fühlen Sie sich mit der Bewältigung Ihres Unfalls und der Verletzungsfolgen in Ihrem Leben so stark belastet, dass dadurch Ihr Befinden spürbar beeinträchtigt ist?“
Die Fragen 1) und 2) dienen zur Identifizierung einer möglichen depressiven Störung, Fragen 3) und 4) zur Identifizierung einer möglichen Angststörung und Frage 5) zur Identifizierung einer möglichen Posttraumatischen Belastungsstörung. Da Frage 5) nur auf die möglichen Folgen nach einer Verletzung abzielt, wird diese Frage bei Personen mit einer Erkrankung nicht gestellt. Der Patient wählt für jeden Bereich die zutreffende Antwortoption. Der Arzt dokumentiert die Angaben des Patienten.
Wenn die Befragung in Frage 1) und 2) und/oder in Frage 3) und 4) eine Mindestpunktzahl von 3 ergibt und/oder Frage 5) mit „Ja“ beantwortet wird, so wird zur weiteren Abklärung und spezifischen Testung ein Psychologe eingebunden.
Patientenbefragung
Spezifischer Test
Durchführung:
Zur Durchführung der spezifischen Erhebung sind die folgenden drei Fragebögen einsetzbar:
Zur Diagnostik einer depressiven Störung kann das Modul „PHQ-9“ eingesetzt werden und zur Diagnostik einer Angststörung kann das Modul „GAD-7“ verwendet werden. Beide Module sind Bestandteile des Patient Health Questionnaire (PHQ) [1,2]. Zur Diagnostik einer Posttraumatischen Belastungsstörung eignet sich die Anwendung der Impact of Event Scale in ihrer revidierten Version (IES-R) [3,4]. Wird einer dieser Fragebogen verwendet, bittet der Psychologe den Patienten diesen auszufüllen.
Die Ergebnisse aus den Fragebögen dienen als Grundlage zur Einschätzung des Bestehens einer Diagnose bzw. des Schweregrades einer Störung.
1. Gräfe K, Zipfel S, Herzog W, Löwe B. Screening psychischer Störungen mit dem „Gesundheitsfragebogen für Patienten (PHQ-D). Ergebnisse der deutschen Validierungsstudie. Diagnostica; 2004;50:171-181.
2. Löwe B, Spitzer RL, Zipfel S, Herzog W. Gesundheitsfragebogen für Patienten (PHQ D). Komplettversion und Kurzform. Testmappe mit Manual, Fragebögen, Schablonen. 2. Auflage. Karlsruhe: Pfizer, 2002.
3.Weiss DS & Marmar CR (1996) The Impact of Event Scale – Revised. In JP Wilson & TM Keane (eds) Assessing psychological trauma and PTSD (pp 399-411). New York: Guilford
4. Maercker, A. & Schützwohl, M. (1998). Erfassung von psychischen Belastungsfolgen: Die Impact of Event Skala-revidierte Version (IES-R). Diagnostica, 44(3), 130-141.